In Dänemark gibt es mehr als 100 Gewerkschaften! Viele sind innerhalb von Dachverbänden organisiert … fast ein Viertel aber nicht! In meiner ersten Woche in Kopenhagen versuche ich in Gesprächen & Meetings herauszufinden wie Gewerkschaften in Dänemark strukturiert sind und wie sie arbeiten.
Die fachlichen & beruflichen Abgrenzungen der Gewerkschaften sind nicht immer klar und so stehen sie teilweise in Konkurrenz zueinander.
Neben „echten“ Gewerkschaften die einem Dachverband angehören gibt es sogenannte „gelbe Gewerkschaften“.
Diese funktionieren eher wie Unternehmen. Deren Ziel ist es, viele Mitgliedschaften zu verkaufen – meist um einiges günstiger als bei einer „echten“ Gewerkschaft. Ohne jede Verhandlungskompetenz bei Tarifverträgen können sie ihre Mitglieder aber wenig bis gar nicht vertreten. Zum Glück profitieren ihrer Mitglieder oft von Tarifverträgen, die „echte“ Gewerkschaften in der Branche verhandelt haben.
Diese „echten“ Gewerkschaften sind ähnlich aufgebaut wie in Österreich. In ihnen bestimmen die Mitglieder, sie können Tarifverträge verhandeln und die manchmal streiken sie. In einer davon arbeite ich ein Monat lange mit.
Mein Praktikum verbringe ich in der Zentrale von Dansk Metal in Kopenhagen.
Dansk Metal betreut die Mehrheit der Arbeitnehmer:innen im Industriebereich.
Mit über 100.000 Mitgliedern gehört sie zu den größten Gewerkschaften in Dänemark. Sie ist neben 63 anderen Organisationen Mitglied im größten Gewerkschafts-Dachverband FH.
Im beeindruckend modernen Gebäude mit eigener Druckerei, ist auch die Arbeitslosenkasse Metal A-kasse untergebracht.
Hier zeigt sich ein erster deutlicher Unterschied zum österreichischen System.
In Dänemark gibt es 22 Arbeitslosenkassen, genannt A-kasse. Jede Person kann selbst entscheiden ob sie in eine, selbst zu wählende, A-kasse einzahlen möchte oder nicht.
Wie Metal A-kasse bei Dansk Metal werden viele der Arbeitslosenkassen von Gewerkschaften verwaltet.
Diese „Doppelfunktion“ gibt den Gewerkschaften einen größeren Handlungsspielraum, bedarf aber viel an Informationsarbeit.
Eine Vorbildfunktion nehmen die Gewerkschaften in Dänemark, besonders im Industriebereich, bei den Ausbildungen ein. In jeder Berufsausbildung übernimmt die Gewerkschaft im Fach Sozialkunde einen Teil der Schulbildung.
Auf Sozialpartnerebene wird, mit wenig staatlichem Einfluss, vereinbart welche Ausbildungen benötigt werden und wie sie verbessert oder geändert werden.
Das gemeinsame Ziel, die Top Fachkräfte durch die weltbeste Ausbildung hervorzubringen, vereint Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen Organisationen.
Die Ergebnisse der Zusammenarbeit zeigen sich in einer wirkungsvollen und raschen Umsetzung. Diese Mitbestimmung und wie wichtig Gewerkschaften sind, sehen auch die 70% der Auszubildenden die bei der Gewerkschaft sind.
Durch innovative Ansätze wird versucht weitere Mitglieder zu gewinnen.
Mehr dazu nächste Woche.
Med venlig hilsen fra København
Beste Grüße aus Kopenhagen
Matthias