Stürzen wir ab?

Nein, ich habe keine Flugangst. Aber, der Gedanke kommt. Der Start rüttelt mich über die Abflugbahn und ich bin unterwegs zu einem Abenteuer der speziellen Art. Die Gewerkschaftsorganisation der finnischen Postmitarbeiter ist mein Ziel. Angekommen in Helsinki. Mit schwerem Gepäck die Unterkunft finden. Ich nehme ein Taxi. Sehr freundlicher check-in bei der finnischen Gastgeberin Laura. Eine saubere, typisch finnische Wohnung ist meine Bleibe für die nächsten 4 Wochen. Kurztrip am Nachmittag noch ins Zentrum von Helsinki. Ich bin noch nicht sehr erfreut über diesen Stadtteil in dem ich angekommen bin. Viele alte Ziegelbauten prägen diesen Teil. Ich suche die Adresse meines Arbeitsplatzes bei der finnischen Gewerkschaft PAU. Es ist kalt, 6Grad Celsius. Das Stadtbild ist geprägt von den vielen Teilnehmern der Feier zum 1. Mai. Eine weiße Schirmmütze und ein farbiger Overall mit vielen bunten Stickern als Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer Universität ist obligatorisch. Montag, 2. Mai 2022: Juha, mein neuer Arbeitskollege empfängt mich sehr freundlich schon beim Eingang. Ich lerne Veera, Heidi, Lena, Katja, Tarja, Jarmo, Jussi und noch einen Juha kennen und stelle mich vor. Es gibt Kaffee. That suits for me very good. Ein Land der Kaffeetrinker, wie sie mir erklären. Ich werde interessiert begutachtet. Aber, auch ICH bin neugierig. Ein sehr freundlicher Empfang – I’m feeeling welcome. Ich beziehe mein Büro mit großartiger Aussicht auf eine Bucht. Wie geht es Schmiedi? Mein Kollege von der SOZAK sitzt auch gerade im Büro dieses Gebäudekomplexes, bei seiner Gewerkschaftsorganisation TEOLLISUUSLIITTO. Ein tolles Gefühl, 2 SOZAK-Schüler weit entfernt von zu Hause, im selben Gebäude, mit dem Ziel international Kontakte zu knüpfen, Informationen auszutauschen, voneinander zu lernen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Veera und ich erstellen einen Terminplan für die nächsten Tage. Spannend, ich bin zu einem board-meeting und zu einem council-meeting eingeladen. Eine Präsentation von mir, dem Österreichischen Postgewerkschaftler, steht auch auf der Tagesordnung. Dienstag, 3. Mai 2022. Ich fahre 20 Minuten mit dem Bus zum Büro. Um 8:30 trinken wir den ersten Kaffee und tauschen dabei ca. 2 Stunden lang Informationen aus. Meine Ausbildung bei der SOZAK, die aktuelle Situation in der Brief- und Paketzustellung, aber auch der Krieg in der Ukraine sind Gesprächsthemen. Ich interessiere mich auch für Finnland, die Menschen, die Art und Weise hier zu leben und bekomme umfangreiche Infos. Veera erzählt mir von ihrem Auslandsstudium in Graz, sie ist Juristin. Ich freue mich, dass sie etwas von meiner Heimat kennt. Ich bereite mich auf meine Präsentation vor- in english – . Ich schwanke zwischen -wow, wie cool- und -hoffentlich geht das gut-.

Gudden Dag, Bonjour, Salut, aus Esch an der Alzette ein Kanton in Luxemburg

Youth Hostel mein Quartier für das Praktikum

Nach einer langen Autofahrt quer durch Deutschland bin ich im südwestlichen Teil von Luxemburg in Esch an der Alzette angekommen. Der erste Einblick in die Stadt war etwas komisch, den eigentlich wird sehr viel Werbung für diesen Ort gemacht, ist es ja die KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2022, davon sieht man hier recht wenig. In meiner Unterkunft angekommen, fiel mir schnell auf, dass es doch etwas komplizierter werden könnte mit der Sprache, denn es redet nicht jeder Deutsch hier. Luxemburg ist wirklich international unterwegs, neben der Amtssprache Luxemburgisch (da kommt einem bei manchen Wörtern vor es handelt sich um einen starken Vorarlberger Dialekt), wird auch viel Französisch, Deutsch und Englisch gesprochen. Ich glaub, das wird noch eine richtige Challenge für mich.

Ein großer Vorteil, den es bei dem Yotuh Hostel hat, ich falle einmal um und bin im Büro des OGBL, der gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite ist.

Anfang der Woche wurde ich von meiner Kontaktperson sehr nett empfangen und habe gleich 2 weitere Kollegen kennengelernt, mit denen ich verschiedenste Gesundheitseinrichtungen besichtigen werde. Am ersten Tag durfte ich gleich zu einer Sitzung mit und da stellte sich schon die erste Hürde, sie war auf Luxemburgisch ;-). Im Anschluss bekam ich die deutsche Übersetzung, es ist wirklich interessant, wie das alles hier abläuft. Je nach Sprachkenntnisse der Arbeitnehmer werden die Sitzungen in den verschiedensten Sprachen durch geführt. Heute war ich am Beginn einer Erstellung eines Kollektivvertrages dabei, diese Sitzung wurde auf Französisch und Deutsch durchgeführt. Je nach Lage der Gesundheitseinrichtungen gibt es ca. 60 % Arbeitnehmer, die aus Deutschland kommen und ein Teil pendelt aus Frankreich nach Luxemburg.

In Luxemburg gibt es auch eine Arbeitnehmerkammer, die das gleiche Wahlsystem hat wie bei uns die Arbeiterkammer. Von dort durfte ich bereits die Präsidentin kennen lernen, die gleichzeitig auch die Präsidentin des OGBL ist.

Auf die Frage hin, was in diesem Ort so besonders ist, dass es zur Kulturhauptstadt ernannt wurde, beantworteten mir die meisten, dass es ein paar Veranstaltungen gibt und man mehr aus der Stadt heraus holen hätte können.

Ich bin gespannt was da noch alles auf mich zukommt

Hallo oder Hei aus Finnland

Am 1. Mai pünktlich um 11:15Uhr ging der Flieger von Wien nach Finnland. Im Flugzeug angekommen wurden wir freundlich begrüßt und vor dem Abflug gab es noch eine kurze Sicherheitsunterweisung. Komisch war, dass es Schwimmwesten aber keine Fallschirme gab. Schwimmen kann ich. Fliegen leider nicht. Das Personal war sichtlich erstaunt, als ich nach einem Fallschirm fragte. Die Frage wurde aber mit einem Lächeln abgetan.

Da ich in der Nacht davor nicht sonderlich viel geschlafen habe, was voraussichtlich auf die Nervosität zurückzuführen ist, holte ich dies im Flugzeug nach. Nach knapp 1 ½ Stunden wachte ich wieder auf und stellte fest, dass wir schon kurz vor der Landung stehen. Der Landeanflug löste in mir ein leichtes Gefühl der Übelkeit aus. Dies war aber nicht weiters schlimm und so ist auch die Landung geglückt. Der Pilot machte den Eindruck als ob es nicht sein erster Flug ist und so mussten wir auch nicht auf meine Erfahrungen, die ich im Flugsimulator gesammelt habe zurückgreifen.

Glücklicherweise brauchten wir auch keinen Fallschirm, Schwimmwesten oder Rettungsboote.
Das Personal verabschiedete uns recht freundlich und so ging es zum Gepäckband, wo wir unsere Koffer wieder abholen durften. Zum Glück waren es die richtigen Koffer und so haben wir nicht fremde Koffer mit Badekleidung und Handtücher nehmen müssen sondern konnten unsere Koffer mit Winterjacken, Hauben und Handschuhen nehmen. Was für ein Glück.

Als ich den Flughafen verlassen habe warteten schon einige Taxis auf mich und jeder wollte unbedingt, dass ich am liebsten bei ihm einsteige. Ob die mich alle vom Fernsehen kennen oder mich nur des Geldes wegen in meine Unterkunft bringen wollten. Dieses Rätsel wird sich wohl niemals lösen.

Aber auch der Taxifahrer wirkte sehr routiniert, bis er mitten im Kreisverkehr stehen geblieben ist, um sein Navi zu richten. Es dauerte aber nicht lange und ein freundlicher Flughafenmitarbeiter machte ihn durch Schläge auf die Scheibe aufmerksam hier nicht zu parken.

Danach verlief die Fahrt ohne Probleme. Am Ziel angekommen, stand ich hier vor meiner über Airbnb gebuchten Wohnung. Was für eine schöne Zeitreise. Die Häuser sehen aus wie in den Jahren um 1900 und die Straßen wirken wie Forststraßen auf dem Weg zum Ende der Welt. Gute Nachrichten gab es dennoch.

Der Türgriff, den ich dachte ausgeriessen zu haben war davor schon locker und so musste ich mir keine Sorgen um etwaige Schäden, die ich verursacht habe machen.

Als ich meinen knapp 23kg schweren Koffer und 9kg schweren Rucksack durch das enge Stiegenhaus erfolgreich in den 4. Stock getragen habe stand ich direkt vor meiner Bleibe für die nächsten 4 Wochen.

Laura begrüßte mich recht herzlich in ihrer Wohnung und aufgrund meiner hervorragenden Englischkenntnisse stellte dieses Gespräch auch fast keine Probleme dar. Lediglich die Sprache machte mir ein bisschen Sorgen. Laura zeigte mir die Wohnung. Die Wohnung ist im Großen und Ganzen recht schön. Das Badezimmer ist etwas klein. Die Toilette steht in der Dusche und das Waschbecken ist etwas zu klein ausgefallen aber dafür kann man während des morgendlichen Toilettengangs schon Duschen und Zähneputzen.

Die Küche ist ziemlich groß und für meine Kochfähigkeiten mehr als ausreichend. Auch der Rest der Wohnung ist wirklich schön eingerichtet und man fühlt sich als ob wirklich jemand da wohnen würde. Alle Sachen der Vermieterin sind noch in den Kästen in der Wohnung verstaut und so ist es leider nicht möglich das ganze Gepäck unterzubringen.

Nach dieser Anreise erstmal direkt in die Stadt und das Gebäude der finnischen Industriegewerkschaft „Teollisuusliitto“ suchen. Da es zu Fuß etwa 1 ½ Stunden wären, habe ich mich für die Öffentlichen Verkehrsmittel entschieden. Der Bus blieb stehen und ich wollte mir ein Ticket kaufen. Der Busfahrer sagte mir nur, dass es hier keine Tickets gibt. Aber wo gibt es sonst Tickets ?

Der Busfahrer klärte mich auf, dass man nur übers Handy oder im Kiosk Tickets kaufen kann. Da er aber schon spät dran sei soll ich mich einfach hinsetzen und mitfahren. Eine kleine Anmerkung von ihm, wenn die Fahrkartenkontrolleure kommen ist das mein Problem. Dies sollte auch nicht lange dauern. An der nächsten Bushaltestelle stiegen 3 Kontrolleure ein und wollten mein Ticket sehen.
Da ich aber gerade dabei war, über diese sehr kompliziert aufgebaute App ein Ticket zu kaufen konnte ich ihm natürlich auch keines zeigen und versuchte ihm mit meinen Englischkenntnissen zu erklären, dass ich gerade dabei bin eines zu kaufen. Genau diese gebrochenen Englischkenntnisse kamen mir zugute, da es nicht möglich war ein ordentliches Gespräch mit diesem Herrn aufzubauen. Was für ein Glück, er stieg aus und ich konnte in Ruhe mein Wochenticket lösen ohne Strafe zu bezahlen.

Nach so einer langen Reise freut man sich natürlich auf etwas zu Essen und nach dem ich den leicht auffindbaren Eingang der Teollisuusliitto gefunden habe überzeugt ich mich von den finnischen Preisen. Mit knapp 20€ konnte ich in einem Imbiss eine Kleinigkeit essen.

Danach sollte es wieder Heimwärts gehen. An der Bushaltestelle wunderte ich mich die ersten 20 Minuten, warum alle Busse einfach durchfahren und keiner stehen bleiben möchte. Liegt es an mir? Bin ich falsch gekleidet? Nein, die Lösung war ganz einfach. Ich fragte Leute die vorbeikamen warum hier keine Busse stehen bleiben und einfach weiterfahren. In Finnland muss man dem Busfahrer winken, wenn man mitfahren möchte. Mittlerweile hatte ich ja schon ein Ticket und so konnte ich ganz beruhigt in meine Wohnung zurückfahren.

Die Anreise war schon sehr spannend.

Das Abenteuer beginnt

Gestern sich mal durch die Steiermark gekämpft, welche zur Zeit eine einzige nicht mehr enden wollende Autobahnbaustelle ist.

In Slowenien angekommen gleich mal vorm verschlossenen Supermarkt festgestellt, das hier in Sachen einen Tag zu Ehren der Arbeiter besser verhandelt wurde! Hier ist der 1. und der 2. Mai Tag der Arbeit!

Heute bei der SSSZ (ist ähnl. dem ÖGB bei uns) das Praktikum angetreten. Hab mich in der Früh gleich mal mit meinem E-Scooter ordentlich verfahren und das obwohl ich gestern schon mal vorab dort war damit heute nichts schief geht ^^

Würde echt super empfangen und konnte bereits am ersten Tag tiefe Einblicke in die Gewerkschaftsstruktur von Slowenien gewinnen. Unter der SSSZ vereinen sich mehr oder weniger motiviert 23 Gewerkschaften! Und es gibt noch mehr! Es gibt auch 3 Gewerkschaftsbünde, wobei der SSSZ der größte ist. Sehr chaotisch hier die Beziehungen zwischen den einzelnen Gewerkschaften und der Gewerkschaftsbünde.

Habe heute auch den Vorsitzenden der Gewerkschaft für Prekäre Arbeitsverhältnisse kennen gelernt. Er hat „nur“ 1600 Mitglieder aber kämpft sehr gut für seine Schützlinge. Hatten natürlich regen Austausch über unser Projekt, bei welchem wir in Schmidi bei Mjam eingeschleust hatten.

Da das Wetter gerade echt nice ist, werde ich mich jetzt noch mal in der Innenstadt etwas umsehen!

Auf Bald! Liebe Grüße euer

Christoph